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Erbmütter – Welttöchter ist ein Lyrik Schatz.
Die Samische Kultur steckt voller Poesie und Geschichten, die aber selten nieder geschrieben wurden. Daher ist dies hier eins der wenigen Bücher mit samischer Poesie und eins der sehr seltenen Exemplare, die es auch in deutscher Übersetzung gibt.
In zwei Abschnitten teilen Rauni Magga Lukkari, eine der wichtigsten samischen Schriftsteller:innen, und Inger-Mari Aikio-Arianaick, einer finnisch-samischen Autorin und Filmemacherin, ihre Erfahrungen mit dem Frau- und Mutter-sein, aber auch mit ihrer Identität als Sámi in einer modernen Welt.
Rauni beschreibt im ersten Teil „Erbmütter“ in einfacher aber ehrfurchtsvollen Sprache und mit einem feinen Sinn für Zwischentöne der Gefühlswelt, wie sich Traumata ihrer Mutter in ihrem eigenen Körper widerspiegeln. Sie erzählt von Verlust, von Lust und Bindungsschmerzen wie von der Natur, mit der sie verwachsen ist. Man liest ihre Gedichte und fühlt sich, als würde man ihren Gesängen nachts am Lagerfeuer sitzend lauschen und ihre Worte mit der frischen Luft einatmen.
Der zweite Teil, „Welttöchter“, liest ist wie eine einzige Geschichte. Inger-Mari schreibt mit Nachdruck, mit einer naturgewaltigen Verletzlichkeit, von ihrer Erfahrung des Mutter-werdens und des Mutter-seins. Mit all den damit verbundenen Schmerzen, Hochgefühlen und Verzweiflungen, die dazu gehören. Ungeschönte, raue Wahrheiten aber auch das Entdecken von Liebe. Vom Ende eines Lebens als Weltreisende im Tausch gegen das gebären einer Welt, die es neu zu erkunden gibt, die sie sich erst nach und nach erschließen muss.