12 Rules for Life: An Antidote to Chaos

12 Rules for Life: An Antidote to Chaos

2018 • 16 pages

Ratings185

Average rating3.5

15

Das Buch befriedigt das Bedürfnis nach Halt durch naturalistische und mythologische Begründungen: Der Autor fundiert seine Argumente stets mit bio-psychologischen oder mythologischen Prämissen. Es werden also entweder psychologische und evolutionsgenetische Befunde genannt, oder die “Bibel” bzw. andere “archetypische”, mythologische Schriften.

Dies hat zuweilen etwas Erfrischendes. Endlich mal weg von dem weichgespülten Ratgeberzeug. Aber letztlich wirkte es dann doch arg gezwungen “episch” und pseudo-tiefsinnig: Das ständige Beharren auf die “Gefahr des schrecklichen Chaos” und das wir es bändigen müssen...

Insgesamt wirken die zwölf Regeln sehr willkürlich und alles ist unsystematisch und unstrukturiert. Die Regeln sind nur Anlass für spontane Gedankenausflüge des Autors. Die fehlende Offenlegung der letzten Prämissen (die man somit selbst heraus kristallisieren muss) wird nur überdeckt durch den gezwungen-epischen Tonfall des Buches, der als Glasur über allem liegt.

Es ist also schön mal etwas anderes als den üblichen Konstruktivismus zu hören. Letztlich ist das Buch aber kein Ausbruch aus dem bürgerlichen Zeitgeschehen, sondern eine bürgerlich-konservative Rückkehr zu den alten Dingen, die Halt geben: Bibel, Christentum, Mythologie. Der Naturalismus ist dann das moderne, wissenschaftliche Äquivalent dazu – die “Rückkehr zur Natur”.

Die Geisteshaltung ist letztlich eine liberal-konservative: Es darf wieder Mann und Frau als primäre Kategorien geben, außerdem die Kernfamilie und die Religion. Der Mensch kann wieder durch die Natur geprägt sein, Wettbewerb ist gut, Kinder brauchen Grenzen (gegen den Hang zum Antiautoritären) etc... Alles irgendwie am Leitfaden der Unterscheidung von Ordnung und Chaos - nicht wirklich hinreichend begründet, sondern, wie gesagt, rhetorisch überdeckt.

Es könnte sich lohnen das Buch genauer zu analysieren, um zu sehen, was es über den Zeitgeist und die Bedürftigkeit der Menschen aussagt. Aber den Zeitaufwand ist mir das dann doch nicht wert.

March 20, 2019Report this review