Die Liebe in den Zeiten der Cholera

Die Liebe in den Zeiten der Cholera

1985 • 480 pages

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15

Das ist zwar ein sehr schönes Buch, benötigt aber die passende Stimmung um gelesen, genossen und verstanden zu werden. Ich habe es teilweise unterwegs gelesen (da ich damals viel mit der Bahn gefahren bin) und teilweise zu Hause, bevor ich schafen gegangen bin, und ich habe wirklich den Unterschied beim Lesen gemerkt. Abends vor dem Bett gehen habe ich die Geschichte viel leichter verfolgt als im Zug: die Handlung schreitet nämlich meistens langsam voran, was nicht gut zu der Hektik vom Pendeln passt! Manches scheint sogar überflüssig zu sein (und das ist auch der Grund warum ich dem Buch nur vier Sterne gegeben habe und nicht fünf). Die ersten 70 Seiten dienen zwar dazu, den Leser in die Geschichte einzuführen, aber meiner Meinung nach gibt es auch viele Details, die überflüssig sind. Das einführende Kapitel wirkt also entsprechend schwer, aber man sollte nicht den Fehler machen, das Buch dabei aufzugeben, denn was danach folgt wesentlich interessanter ist.
Was die Überflüssigkeit betrifft, gilt dasselbe auch für die Berichte der Geschlechtserfahrungen des Protagonists, Florentino Ariza, dessen Erlebnisse zwar zeigen, dass er davon etwas lernt, da das ganze ihm in dem Umgang mit Frauen hilft, aber nach einer Weile werden diese Berichte einfach viel zu viele und uninteressant für den Leser.
Die weibliche Protagonistin, Fermina Daza, hat mir am Besten gefallen, bzw. wie Ihr Charakter von Márquez beschrieben und entwickelt wurde, aber dazu muss man gestehen, dass der Schriftsteller seine Figuren und ihre Charaktere wirklich gut mit Sorgfalt bestimmt; das ist auch warum ich mich der Protagonistin so gebunden fühlte. Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist dass ich, als Leser, mich nicht entscheiden konnte, für welchen der zwei männlichen Protagonisten ich eigentlich war, da Márquez es so gut schafft, den Leser beide “Rivalen” gleichgültig lieben zu lassen.
Insgesamt also ein gutes Buch, das aber an Überflüssigkeit und Langsamkeit ein bisschen verliert.