Handbuch für Sadomasochisten und solche, die es werden wollen
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Auf der Suche nach Anfängerliteratur zu BDSM traf ich immer wieder auf diesen Titel und entschloß mich schließlich das Buch zu kaufen. Ich versprach mir einen tieferen Einblick in die SM Welt, weitere Informationen zur Dynamik zwischen Top und Bottom (besonders in einer Beziehung) und auch Anregungen für Grundpraktiken.
Im Rückblick ist das Buch eher etwas für Leute, die sich wirklich mit der Materie zum allerersten Mal auseinandersetzen. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, es richtet sich in erster Linie an Menschen die anfangs Probleme damit haben ihre Neigungen zuzugeben und mit ihnen leben zu können; oder vielleicht aktiven SMlern, die Freude an Statistiken und Rückblicken haben.
Auch wenn die Informationen zur Geschichte und Psychologie sehr interessant waren, wurde ich den Gedanken nicht los, dass der rote Faden dieses Buches in Richtung, “Es ist okay, pervers zu sein.” ging. Da meine Herangehensweise an das Thema aber völlig anders aussieht und ich nie die Problematik in Kink & Fetish gesehen habe - es ist mein Privatleben, meine Sexualität, die außer meinem Partner kaum Jemanden etwas angeht -, fühlten sich etliche Seiten eher zäh beim Lesen an.
Gerade die vielen Einblicke ins Leben von verschiedensten Personen wären auch sehr viel interessanter gewesen, wenn die Schreibweise nicht geklungen hätte, als wäre die gesamte Konversationen aufgenommen und dann unbearbeitet aufgeschrieben worden. Die Zitate sind durch eine Vielzahl an Wiederholungen und Gedankenpausen aufwendig zu lesen: Manchmal sogar bekommt man das Gefühl innerhalb von zwei Seiten dreimal den gleichen Satz gelesen zu haben, da sich die Erläuterungen vor- oder rückgreifend auf die Erzählungen beziehen und den gleichen Inhalt haben. Gerade da ich verschiedene Meinungen und Erfahrungen ziemlich faszinierend finde, fällt mir dazu nur ein Wort ein: Schade.
Einige Teile des Buches die sich auf das Internet beziehen fühlten sich schon veraltet an - aber das ist nachzuvollziehen, da das Buch vor über 15 Jahren herausgebracht wurde und das WWW sich innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte immens verändert und vergrößert hat.
Ich fand persönlich auch, dass manches Kapitel über die Diskriminierung der BDSMler etwas übertrieben klang; gerade wenn Kink in Vergleich mit LGBT gestellt wurde. Sexualpraktiken an sich befinden sich für mich auf einer anderen Ebene als sexuelle Orientierung. Was genau Mensch im Bett macht, geht kaum Jemanden außer Partner/in(nen) etwas an: Außer man möchte es Freunden und Familie erzählen.
Das Buch kommt als Zusammenfassung und für Neugierige sehr gelegen, hat aber eher mehr mit Geschichte und Aufklärung zu tun als mit wirklichen Praktiken, Spielen oder Sessions. Trotzdem ich etwas anderes erwartet habe, war das Buch unterhaltsam und informativ. Man sollte nur nicht zu viel erwarten.