Maybe Not Tonight

Maybe Not Tonight

2021 • 437 pages

Ratings3

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15

Ich versuche mich kurz zu halten: Das Buch ist grundsätzlich genau das, was ich erwartet hatte, nur irgendwie ein bisschen langweiliger.

Ich hatte definitiv nicht so viele Probleme mit diesem Buch, wie ich mit Not Your Type hatte, aber manches hat trotzdem etwas angeeckt: (CN: bifeindlicher Inhalt, slut shaming, Harry Potter Erwähnung)

- Ich finde es ziemlich problematisch, dass das Love Interest Jackson, der bisexuell ist, am Anfang als die “Campus-Matratze” dargestellt wird, d.h. er schläft quasi mit allem und jedem. An sich ist das überhaupt nicht schlimm, live your life, have fun !! Aber sobald er die einzige bisexuelle Figur in einem Buch ist, dann verfallen wir sehr schnell in unschöne Stereotype. Wie stellt man am besten dar, dass eine Figur bi ist? Ach ja, indem sie einfach mit jedem flirtet, hypersexuell ist und es einfach nicht lassen kann, mit anderen zu schlafen. Klar, es wird dem Leser später schon irgendwie ein Grund gegeben, warum Jackson das macht, aber für mich war das echt nicht ausreichend um diese stereotypische Darstellung zu entschuldigen. Es kommt anfangs auf mich auch so rüber, als ob Luke ganz schön viel slut shaming betreibt, was Jacksons Verhalten angeht. Das hat ihn bei mir natürlich sehr sympathisch gemacht. Nicht.

- Dieses Buch erwähnt Harry Potter so oft, dass ich fast glauben könnte, dass es von JKR gesponsert wurde. Es stört mich einfach, dass wir das in einer Reihe, die “Love is Queer” heißt und die im ersten Band einen trans Protagonisten hatte, unbedingt haben müssen. Ich will jetzt nicht groß erklären was mein Problem mit JKR ist, aber zumindest schien die Autorin selbst zu wissen, dass sie nicht mehr wirklich “cool” ist, weil sie in Not Your Type ja so eine Passage eingebaut hatte, was denn ist, wenn bestimmte Autorinnen, die man eigentlich gemocht hat, sich auf einmal als schlechte Menschen herausstellen. Cool. Das kam in Not Your Type schon komisch rüber, weil sie an anderen Stellen trotzdem von Harry Potter redeten als wäre nichts, aber in Maybe Not Tonight sind sowohl Luke als auch Jackson riesige Harry Potter Fans. Das brauche ich in 2021 einfach nicht mehr. - Kommen wir schnell zum Kern der Sache: Die Beziehung zwischen Jackson und Luke. Sie leidet von dem Syndrom, das viele Bücher in dem New Adult Genre haben: “xxx ist anders als die anderen, unsere Beziehung ist etwas besonderes”. Okay, ich bin nicht unbedingt eine sehr romantische Person, aber ich wünsche mir einfach mal, dass die Beziehungen ganz normal sind, es muss doch nichts super special sein, dass man einander mag/liebt ist doch schon besonders an sich. Keine Ahnung, bei den zwei Figuren hier habe ich es vor allem auch nicht ganz abgekauft, ich frage mich immer noch, was genau so besonders an ihnen ist. Und ich verstehe auch nicht so ganz, wieso Jackson sein bisheriges “Verhalten” (One Night Stands & Co.) gerade wegen Luke unterbricht. Nur weil Luke anscheinend die erste Person ist, die nicht sofort mit ihm ins Bett springt oder so? Ich habe genügend Geschichten mit einem ähnlichen Plot gelesen und im Vergleich zu diesem Buch waren diese viel glaubhafter. Keine Ahnung, wieso Luke so special ist, die Zwei finden den anderen eigentlich sofort attraktiv und eiern dann eine Weile deswegen rum, ich saß nur im Hintergrund und schrie: “Es ist keine Quantenphysik, Luke, du findest ihn halt heiß!!” Für mich fehlt dieser Moment, in dem es bei ihnen “Klick” gemacht hat. Und wenn es einen geben sollte, dann hat er wohl für mich nicht funktioniert. Und am Ende dachte ich mir nur: Ihr solltet einfach getrennt bleiben, wenn ihr schon nach 2 Monaten Fernbeziehung Schluss macht... Die Lösung dafür ist es absolut nicht, einfach nach Frankfurt zu ziehen, um dort den Master zu machen.- Apropos Momente: Ich glaube das Buch leidet auch ein bisschen von seiner Länge, in zwei sehr entgegengesetzte Richtungen. Zum einen ist das Buch zu lang, ich glaube das Audiobuch hatte 14 Stunden? Es erstreckt sich über eine ziemlich lange Zeitspanne und dafür passiert eigentlich nicht viel. Es dümpelt ein bisschen vor sich hin, natürlich gibt es Konflikte, aber ich finde ihre Lösung meistens nicht sehr befriedigend bzw. sie sind von vornherein sehr durchschaubar und nicht wirklich spannend. Ich glaube, dass man einige Szenen und vllt. sogar ganze Nebenhandlungen in dem Buch hätte streichen können, ohne viel zu verlieren.Zum anderen ist das Buch aber auch zu kurz. Es gibt sehr viele Zeitsprünge, wir kriegen dann nur kurz erzählt, was in den letzten Wochen passiert ist. Das ist an sich kein Problem, ich verstehe auch, dass die Autorin zu einem bestimmten Punkt in der Geschichte kommen wollte, ohne dass das Buch doppelt so lang wird, aber es werden oft Szenen übersprungen, die für mich zumindest interessant gewesen wären und die auch die Beziehung, die ja im Fokus der Geschichte steht, meiner Meinung nach besser ausgebaut hätten. Mir fehlen die Szenen, in den Luke und Jackson richtig miteinander reden, nachdem Luke Jackson das erste Mal bei den Kulissen hilft, wir kriegen nur auf einmal gesagt, dass Luke ihm wohl schon mehrmals dabei geholfen hat. Oder mir fehlt auch die Szene, in der sie sich das erste Mal wiedersehen, nachdem sie sich zum ersten Mal geküsst haben. Nein, man kriegt nur die Information, dass auf einmal eine Woche rum ist und sie sich zwischendurch mehrmals getroffen haben oder so?? Hier wird eine große Scheibe an Potential einfach abgeschnitten, was ich sehr schade finde. - Die ganze Nebenhandlung mit Lukes Cousin Alex fand ich an sich gut, aber es gab mind. zwei sehr fragwürdige Momente, die ich nicht notwendig fand. Zumindest fand ich es mehr als nur seltsam, fast schon übergriffig, dass Jackson, ein erwachsener Mann in seinen 20ern einem 16jährigen Kondome zum Geburtstag schenkt. Unter Gleichaltrigen kann das sicherlich witzig sein (je nachdem, wie die Freundesgruppe natürlich drauf ist), aber hier haben wir einen Erwachsenen und einen Minderjährigen und es war eigentlich nur unangenehm. Ich bin mir auch noch nicht ganz sicher, wie ich darüber denke, dass Alex quasi verwendet wurde, damit Luke den weisen, älteren schwulen Mann spielen konnte und so ein paar Standardsätze von sich geben konnte, aber wenigstens wurde es meiner Meinung nach gut gehandhabt.Alles in allem fühlt sich dieses Buch nicht an, als ob es wirklich für queere Menschen, vor allem nicht für MLM geschrieben wurde. Maybe Not Tonight war schlussendlich leider sehr langweilig für mich und hat mich nicht wirklich berührt. Die Figuren sind mir am Ende auf die Nerven gegangen und das Ende des Buches fühlte sich trotz der Länge zu schnell und nicht zufriedenstellend an. Es gibt mittlerweile viele andere Bücher mit queeren Männern/Jungen als Hauptfiguren, die auch schon ins Deutsche übersetzt wurden (und auf dem englischen Buchmarkt gibt es noch hundertmal so viele) und die meiner Meinung nach interessante Handlungen und Beziehungen darstellen. Diese würde ich Leserinnen, die sich nach einem solchen Inhalt sehnen, eher ans Herz legen.

May 13, 2021Report this review