Ratings3
Average rating4
Woher kommt unsere Liebe zum Meer und die ewige Sehnsucht nach einer Insel? Die Fähre braucht vom Festland eine Stunde auf die kleine Nordseeinsel, manchmal länger, je nach Wellengang. Hier lebt in einem der zwei Dörfer seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Drei Kinder hat Hanne großgezogen, ihr Mann hat die Familie und die Seefahrt aufgegeben. Nun hat ihr Ältester sein Kapitänspatent verloren, ist gequält von Ahnungen und Flutstatistiken und wartet auf den schwersten aller Stürme. Tochter Eske, die im Seniorenheim Seeleute und Witwen pflegt, fürchtet die Touristenströme mehr als das Wasser, weil mit ihnen die Inselkultur längst zur Folklore verkommt. Nur Henrik, der Jüngste, ist mit sich im Reinen. Er ist der erste Mann in der Familie, den es nie auf ein Schiff gezogen hat, nur immer an den Strand, wo er Treibgut sammelt. Im Laufe eines Jahres verändert sich das Leben der Familie Sander von Grund auf, erst kaum spürbar, dann mit voller Wucht. Klug und mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Wandel einer Inselwelt, von alten Gesetzen, die ihre Gültigkeit verlieren, und von Aufbruch und Befreiung. Der Nummer-1-Bestsellerroman nun erstmals im Taschenbuch. »Dörte Hansen versteht es, so zu schreiben, dass thematischer Anspruch und literarische Zugänglichkeit Hand in Hand gehen. Das ist ein Glücksfall für die deutsche Literatur.« Frankfurter Allgemeine Zeitung, Andreas Platthaus
Reviews with the most likes.
»Man glaubt, wenn man auf einer Insel aufgewachsen ist, an die Gezeiten und den Fahrplan einer Fähre.«[a:Dörte Hansen 13513496 Dörte Hansen https://images.gr-assets.com/authors/1593346684p2/13513496.jpg] hat eine Gabe: Sie setzt nicht nur verschwindenden Kulturen ein literarisches Denkmal, sondern schreibt - zumindest mir - auch direkt in die Seele.In “[b:Zur See 61073953 Zur See Dörte Hansen https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1652273837l/61073953.SY75.jpg 96257659]” schreibt sie ganz schlicht über das Leben auf einer Nordseeinsel und deren Bewohner - sowohl die Alteingesessenen, die oft schon ihr ganzes Leben auf, an und mit der Insel gelebt - und an ihr gelitten - haben. Von den Badegästen zu den Kurz- und Tages-Trippern, die immer mehr “einfallen” bis hin zu jenen, die sich ihren “Inseltraum” verwirklichen wollen und dann merken, daß es vielleicht auf Dauer eben doch nicht nur “schön” auf der Insel ist...»Sie halten es nie lange aus in ihren Inselhäusern. Nach ein paar Tagen fühlen sie sich wie bei ihren alten Eltern zu Besuch: bloß weg, bei aller Liebe, denn die Alten haben Macken, werden eigen und erzählen immer nur von alten Zeiten.«Hansen tappt aber nie in die Falle romantischer Verklärung: Weder war “früher alles besser”, noch ist “alles im Lot”: In Herrn Pastors Ehe kriselt es, Eske Sander betreut die sterbenden Alten und versucht sich ihre “kleine Liebe” mit Freya zu erhalten.»Mit ihren Haaren, ihren Piercings, ihrem lauten Lachen fiel sie noch mehr auf als Eske. Nach zwei, drei Wochen kannte sie die halbe Insel, und die ganze Insel kannte sie.«Was und wie Hansen schreibt, ist geradezu berauschend; sprachlich, stilistisch, inhaltlich. Sie erzählt durchweg unaufgeregt und ruhig, dabei kraftvoll, sprachfertig und sehr persönlich. Sie erzählt von einem Leben, dem Hansen offensichtlich mit tiefer Empathie nachgespürt hat. Sie erzählt von der Vergangenheit, der Gegenwart und deutet die Zukunft der Insel und ihrer Bewohner an. Gerade diesen aber gehört Hansens Sympathie und das macht ihre wundervollen Romane aus: So komplex und vielfältig Hansens Sujet auch sein mag: Sie erzählt mit traumwandlerischer Sicherheit, großer Empathie und trotzdem leicht und überaus lesbar. Auch in “Zur See” lässt sie die Worte tanzen und die Sätze feiern ein Fest. Großartig sind auch Hansens sprachliche Bilder:»Die kühlen, leicht bewölkten Sommertage sind die besten. Seelenhungertage.«Selbst wenn man jene Sommertage vielleicht so selbst noch nicht erlebt hat: Seelenhunger kennen wir alle.»Wind. Oft brist er abends auf, streicht brummend um das Fenster, macht sich an der Tür zu schaffen oder wirft sich brüllend an die Holzwand, bis das Haus auf seinen hohen Pfählen schwankt.«Einmal mehr wird Dörte Hansen nach “[b:Altes Land 24951372 Altes Land Dörte Hansen https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1441835824l/24951372.SY75.jpg 48249367]” und “[b:Mittagsstunde 40655908 Mittagsstunde Dörte Hansen https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1531728405l/40655908.SY75.jpg 63186630]” in “Zur See” zur Chronistin einer verschwindenden Welt, ohne diese dabei jedoch zu glorifizieren. Im Gegenteil: Durch die Gegensätze, die sie aufzeigt, aber nicht beurteilt, versöhnt sie ein Stück weit Gegenwart und Vergangenheit miteinander.Das Leben jedenfalls versteht Dörte Hansen abzubilden, wie - meiner Überzeugung nach - derzeit nur wenige deutsche Schriftsteller_innen. In seiner gesamten Breite mit Humor, Trauer, Leben und Tod.Das ist Kunst, das ist Literatur, das ist (auch), warum ich lese. Fünf von fünf Sternen.»Und Hanne hängt an diesem Brocken Land, sie weiß nur manchmal nicht, ob dies noch ihre Insel ist.«Blog Facebook Twitter Instagram Pinterest Medium Matrix TumblrCeterum censeo Putin esse delendam