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Nachdem ich ein Fan des voran gegangenen Romans von Mareike Fallwickl war („Die Wut die bleibt“), war ich etwas enttäuscht von „Und alle so still“.
Die Prämisse des Romans „Was würde passieren, wenn hier in Deutschland die Frauen plötzlich die Arbeit (und Carearbeit, also sowohl Beruf als auch nicht bezahlte Arbeit) niederlegen würden. Wer würde mitmachen? Wie würden die Männer reagieren? Wie die Chefs und die Familienväter?
Besonders gut gefallen haben mir die Einschübe aus Sicht von „Gebärmutter“ und „Pistole“.
Den Weg zu dieser stillen Revolte kann man gut nachvollziehen. Die Wut der Frauen ist greifbar.
Was ich etwas zu kurz gedacht finde, ist die zu krasse Trennung zwischen Mann und Frau. Es ist ein ziemliches schwarz-weiß denken und Verhalten, das sich in dem Buch wiederspiegelt.
Alle Männer (außer dem einen männlichen Protagonisten) werden konsequent als Gefahr dargestellt, alle verhalten sich wie Raubtiere, die Frauen als minderwertig ansehen und sie objektifizieren. Natürlich haben sie komplett kein Verständnis für die Aktion der Frauen und wenn keine in den Clubs anzutreffen sind, machen sie sich auf den Weg um welche gewaltsam zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse zu zwingen.
Natürlich sind alle Väter herrschsüchtige Patriarchen und alle Chefs ignorant gegenüber den Forderungen weiblicher Angestellter.
Natürlich reagiert die Regierung direkt mit Gesetzen die sich gegen die Frauen richten.
Es mag gewollt sein, aber diese krasse Einteilung und das tun, als gäbe es weder männliche Feminist*innen noch Frauen, die das Patriarchat befürworten, macht die ganzen Überlegungen obsolet und absurd. Mag sein, dass „die Männer“ teilweise so reagierten, aber dass niemand ohne Hintergedanken „die Frauen“ unterstützen würden, ist einfach unglaubhaft und zerstört damit die grundsätzlich spannende Grundidee (zumindest für mich).
Ein weiterer Punkt, der mich beim Lesen gestört hat, war die Stilisierung des männlichen Protagonisten als „Ausländer (TM)“. Es werden Klischees bedient und nicht näher drauf eingegangen, was der Ursprung der Familie ist, was vielleicht die ein oder andere Aktion und Reaktion erklärt hätte.
Hier kann es auch sein, dass ich allein stehe mit dieser Meinung und dass es durchaus gewollt ist, den Hintergrund so gering wie möglich zu halten. Mich hat es allerdings irritiert.
Schade, denn sprachlich ist das Buch wieder wunderbar geschrieben und wie gesagt, die Frage, die dem ganzen zugrunde liegt ist durchaus spannend.
Die Hörbuchversion ist zudem wirklich toll von allen Sprechern eingelesen worden.